Kompetenzzentrum für Dermatologie und Hauterkrankungen informiert: Neurodermitis

Definition Neurodermitis

Der Facharzt für Dermatologie unterscheidet bei der Neurodermitis drei Stadien:

  • Das akute Stadium
  • Das subakute Stadium
  • Das chronische Stadium
Der Dermatologen diagnostiziert Neurodermitis oft schon im Säuglingsalter

Bei einer Neurodermitis handelt es sich um eine chronische, entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung. Dabei reagiert die Haut überempfindlich auf äußere oder innere Reize. Dermatologen stellen folgende Symptome fest: Die Haut ist stark ausgetrocknet, gerötet, schuppig, entzündet und juckt. Manchmal nässt sie auch. Im akuten Stadium bilden sich neue Ekzeme, die einige Tage oder bis zu einem Monat bestehen bleiben. Halten die Entzündungen an, sprechen Fachärzte für Dermatologie vom subakuten Stadium. Die Haut rötet sich, beginnt zu schuppen, es bilden sich Knötchen. Das chronische Stadium kann mehrere Jahre anhalten. Neurodermitis stellt der Hautarzt vor allem im Gesicht, am Rumpf, am Gesäß, an Armen und Beinen und in den Knie- und Ellenbeugen fest. Betroffene klagen über starken Juckreiz. Manchmal ist er so heftig, dass sie sich ständig kratzen müssen. Dermatologen beobachten oft eine fatale Juck-Kratz-Spirale. Durch das Kratzen werden immer mehr Botenstoffe, z.B. Histamin, freigesetzt. Das Ergebnis ist, dass die Haut noch mehr juckt und die Betroffenen noch mehr kratzen. Über die aufgekratzten Stellen können Bakterien, Viren und Pilze leicht in den Körper gelangen und unangenehme Folgen haben. Dermatologen empfehlen deshalb, lieber auf die juckenden Stellen zu klopfen. Neurodermitis tritt in Schüben auf. Es gibt Phasen, in denen Patienten kaum oder gar keine Beschwerden haben. In den meisten Fällen stellt der Hautarzt die Erkrankung bereits im Säuglings- oder Kindesalter fest. In vielen Fällen verschwindet sie im Schulalter wieder. Neurodermitis ist jedoch keine Krankheit, die explizit Kinder betrifft. In den letzten Jahren diagnostizieren Fachärzte für Dermatologie eine Neurodermitis immer häufiger nach der Pubertät. Die Erkrankung ist mit einer starken Einbuße an Lebensqualität verbunden. Weil die Haut brennt und juckt, können die Betroffenen nicht schlafen, sie sind in Schule, Beruf und Freizeit eingeschränkt. Zudem ist es eine psychische Belastung. Der Bundesverband Neurodermitiskranker in Deutschland e.V. schätzt, dass etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland an Neurodermitis erkrankt sind. Und ihre Zahl steigt. Die Zuwachsrate wird auf jährlich sieben bis zehn Prozent beziffert.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: atopische Dermatitis, atopisches Ekzem, endogenes Ekzem, konstitutionelles Ekzem, Neurodermitis atopica, Prurigo Besnier

Englisch: neurodermatitis

Überblick

Der Begriff Neurodermitis leitet sich aus dem Griechischen ab: Neuron bedeutet Nerv, Derma Haut und die Endung –itis steht für einen Entzündungsprozess. Ursprünglich gingen Hautärzte davon aus, dass Neurodermitis durch eine Nervenerkrankung ausgelöst wird. Mittlerweile ist das widerlegt. Betroffene gehören zu den so genannten Atopikern, d.h. sie haben eine genetische Veranlagung und ihr Immunsystem neigt zur Überreaktion. Gene sind – so Fachärzte für Dermatologie – dafür verantwortlich, dass das Zusammenspiel der Immunzellen aus dem Gleichgewicht gerät. Die so genannten Suppressorzellen veranlassen das Immunsystem, auf äußere oder innere Reize, die eigentlich harmlos sind, mit überschießenden Reaktionen zu antworten. Bei Patienten mit Neurodermitis kann die Haut ihre Schutzfunktion nicht so wahrnehmen wie bei gesunden Menschen. Deshalb führt der Kontakt mit physikalischen, chemischen oder mikrobiellen Reizen zu Entzündungen und Immunreaktionen. Fachärzte für Dermatologie machen die Ernährung, hormonelle, neurohormonelle und psychosomatische Faktoren als Auslöser einer Neurodermitis aus. Oft haben die Betroffenen noch andere Krankheiten. Allergisches Asthma und Heuschnupfen sind bei vielen ständige Begleiter. Studien weisen darauf hin, dass zu viel Hygiene eine Neurodermitis begünstigen kann. Dermatologen stellen bei Kindern vom Bauernhof seltener eine Neurodermitis fest als bei Stadtkindern.

Ursachen der Neurodermitis

Stress und ein überempfindliches Immunsystem können gemäss Dermatologen zu Neurodermitis führen

Bisher ist nicht im Detail erforscht, warum jemand an einer Neurodermitis erkrankt. Dermatologen gehen zwar von einer vererbten Autoimmunkrankheit aus, bei der bestimmte Gene eine Rolle spielen, aber das Erbgut alleine führt nicht zum Ausbruch der Erkrankung. Der Hautarzt macht auch andere Einflüsse aus. Bei manchen Menschen tritt eine Neurodermitis auf, wenn sie unter Stress stehen, bei anderen, wenn sie etwas Bestimmtes gegessen haben. Ihr überempfindliches Immunsystem kann auf alles Mögliche reagieren. Zu den Faktoren, die eine Neurodermitis auslösen können, zählen Dermatologen:

  • Nahrungsmittel, Blütenpollen, Tierhaare, Kot von Hausstaubmilben
  • Tabakrauch, Parfüm, Konservierungsstoffe in Lebensmitteln und Umweltgifte
  • Textilien, z.B. Wolle und Nylon
  • Kälte, Trockenheit, Schwüle
  • Hormonelle Faktoren, z.B. während der Pubertät, Schwangerschaft, Menstruation
  • Innere Anspannung, Stress und Angst

Die Auslöser werden von Fachärzten für Dermatologie auch Trigger genannt. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit Neurodermitis eine nicht intakte Darmflora aufweisen. Nur bei etwa einem Prozent der Erwachsenen und bei bis zu zehn Prozent der Kinder stellen Hautärzte als Auslöser der Neurodermitis bestimmte Eiweiße in Lebensmitteln fest. Sie stecken vor allem in Kuhmilch, Hühnereiern, Erdnüssen und Soja.

Was Sie bei Neurodermitis selbst tun können

Salben und Bäder, die Urea (Harnstoff) enthalten, können das Jucken hemmen. Ihr Hauarzt wird Sie darüber informieren, welche Mengen ihre Haut benötigt. Wenn die entzündeten Stellen abgeheilt sind, müssen Sie die Haut nachbehandeln. Dermatologen empfehlen: feucht auf feucht, fett auf trocken. Ist die Haut noch leicht gerötet, braucht sie viel Wasser. Eine Öl-in Wasser-Emulsion ist aus Sicht des Facharztes für Dermatologie dann das Richtige. Ist die Schutzbarriere der Haut wieder intakt, sollten Sie eine Wasser-in-Öl-Creme verwenden. Sie macht die Haut geschmeidig. Da Betroffene vor allem unter Juckreiz leiden, raten Dermatologen, den Kontakt mit möglichen Auslösern der Neurodermitis zu vermeiden. Dazu gehören z.B. Textilien wie Wolle und Nylon, bestimmte Lebensmittel oder Tierhaare. Außerdem sollten Sie mehr Entspannung in Ihren Alltag bringen und Stress vermeiden. Kurzes und nicht zu heißes Duschen ist besser als Baden. Beim Abtrocknen empfehlen Dermatologen, die Haut nur abzutupfen. Danach sollte sie eingecremt werden.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt   eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Dermatologen
  • Allergologen
  • Pädiater

Was Sie bei Ihrem Arzt für Dermatologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Dermatologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Dermatologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Hautarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Dermatologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Dermatologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Körperliche Untersuchung
  • Pricktest
  • Epikutan- und Patchtest
  • Blutuntersuchungen
  • Immunglobulin-E-Test
  • Immunglobulin-G-Test
  • Stuhl- und Urinuntersuchungen

Behandlungen (Therapie)

Der Hautarzt hat verschiedene Möglichkeiten eine Neurodermitis zu behandeln

Die Behandlung (Therapie) der Neurodermitis durch den Facharzt für Dermatologie zielt darauf ab, die Betroffenen in eine symptomfreie Phase zu bringen.

Eine Heilung ist bislang nicht möglich. Um die Beschwerden zu lindern, wird der Hautarzt zwischen folgenden Möglichkeiten wählen:

  • Rückfettende Salben und Cremes
  • Kortison- und zytostatikahaltige Salben und Cremes
  • Antihistaminika
  • Phototherapie
  • Immuntherapie

Bei schweren Schüben raten Dermatologen meist zu Salben und Cremes mit Kortison und Antihistaminika. Sie lindern die Beschwerden erheblich, sodass die Entzündung und der Juckreiz zurückgehen. Die Phototherapie hat sich in den vergangenen Jahren als weitere Behandlungsmöglichkeit etabliert. Allerdings wird sie von Fachärzten für Dermatologie erst nach dem 12. Lebensjahr empfohlen. Theoretisch kann sie das Hautkrebsrisiko erhöhen und die Haut vorzeitig altern lassen kann. Die Behandlung (Therapie) einer Neurodermitis durch den Facharzt für Dermatologie braucht Zeit und erfordert die Mithilfe des Patienten.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Da eine Neurodermitis nicht heilbar ist, empfehlen Fachärzte für Dermatologie, kurz nach der Geburt eines Kindes mit einer so genannten Allergieprophylaxe zu beginnen. Sind bei den Eltern oder Geschwistern Allergien bekannt, sollte der Säugling mindestens vier bis sechs Monate gestillt werden. Außerdem empfehlen Dermatologen, Zigarettenrauch in der nächsten Umgebung zu vermeiden und Hausstaubmilden im Schlafbereich zu reduzieren. Zur Vorbeugung (Prophylaxe) können auch Prä- und Probiotika vom Hautarzt verschrieben werden. Sie enthalten so genannte Laktobazillen, die einen positiven Einfluss auf die Darmflora haben und das Immunsystem stärken.

Prognose

Neurodermitis ist nicht heilbar. Fachärzte für Dermatologie können jedoch die Symptome lindern. Dazu ist es wichtig, die Auslöser zu vermeiden und die Haut entsprechend zu pflegen. Eine positive Grundstimmung kann sich günstig auf den Krankheitsverlauf auswirken.

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