Kompetenzzentrum für Dermatologie und Hauterkrankungen informiert: Nesselsucht – Urtikaria

Definition Nesselsucht (Urtikaria)

Der Facharzt für Dermatologie unterscheidet bei der Nesselsucht je nach Auslöser verschiedene Formen:

  • Physikalische Nesselsucht
  • Allergische Nesselsucht
  • Endogene Nesselsucht
Der Dermatologe sieht gerötete QuaddelnDer Dermatologe sieht gerötete Quaddeln

Als Nesselsucht bezeichnen Dermatologen eine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut. Die Auslöser dafür sind sehr vielfältig und vom Dermatologen nicht immer leicht auszumachen. Alle haben jedoch eines gemeinsam: Die so genannten Mastzellen des Immunsystems setzen bestimmte Botenstoffe frei, insbesondere Histamin. Durch die erhöhte Ausschüttung von Histamin lagert sich in den oberen Schichten der Haut Wasser ein. Sie schwillt an, wird rot und juckt.

Die Quaddeln sehen so aus, als wäre die Haut mit Brennnesseln in Berührung gekommen. Brennnessel bedeutet auf lateinisch „Urtica“. Deshalb wird Nesselsucht von Dermatologen auch Urtikaria genannt. Die physikalische Urtikaria kann durch Licht und Kälte, mechanische Reize oder Druck ausgelöst werden. Sie verschwindet schnell wieder, wenn der auslösende Reiz nachlässt. Medikamente und Nahrungsmittel stellen Fachärzte für Dermatologie meist als Ursache einer allergischen Urtikaria fest. Sie tritt in der Regel eine Stunde nach dem Kontakt auf. Hautärzte beobachten bei dieser Form oft heftigere Reaktionen als bei den beiden anderen Formen. Sind die Schleimhäute im Mund und Rachen bei einer allergischen Urtikaria betroffen, können die Patienten schlecht atmen. In besonders schweren Fällen droht sogar ein anaphylaktischer Schock, der zu einem lebensbedrohenden Versagen des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Dermatologen empfehlen Betroffenen deshalb, immer ein Notfallset bereit zu halten. Auslöser der endogenen Urtikaria sind Infektionen mit Viren. Aber auch Pilz- und Parasitenbefall können sie auslösen.

Eine akute Urtikaria ist meistens nach einigen Tagen oder Wochen wieder verschwunden. Halten die Symptome länger als sechs Wochen an, sprechen Dermatologen von einer chronischen Urtikaria.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Nesselfieber, Quaddelsucht

Englisch: hives

 Überblick

Nesselsucht (Urtikaria) ist eine der häufigsten Hautkrankheiten, die Dermatologen diagnostizieren. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder Vierte bis Fünfte in Deutschland einmal im Leben eine Nesselsucht (Urtikaria) hat. Frauen sind wesentlicher betroffen als Männer. In der Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen stellen Hautärzte die Diagnose „Nesselsucht (Urtikaria)“ besonders häufig. Ohne erkennbaren Anlass treten plötzlich Schwellungen der Haut auf, so genannte Quaddeln. Außerdem wird die Haut rot und beginnt zu jucken. Manchmal klagen Betroffene auch über Fieber, Übelkeit, Atemnot, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Schluckbeschwerden. Für den Facharzt für Dermatologie sind das Anzeichen einer Nesselsucht (Urtikaria). Die Auslöser bleiben bei der akuten Form oft unentdeckt. Die Quaddeln bilden sich meistens nach 24 Stunden wieder zurück. Eine Nesselsucht (Urtikaria) kann aber Monate, Jahre oder Jahrzehnte bleiben. Hautärzte sprechen dann von einer chronischen Nesselsucht (Urtikaria). Die Erkrankung wird aufgrund ihrer Symptome von Fachärzten für Dermatologie schnell diagnostiziert. Um herauszufinden, wodurch sie ausgelöst wurde, ist der Betroffene die wichtigste Informationsquelle für den Dermatologen. Seine Auskünfte sind ausschlaggebend, damit der Facharzt für Dermatologie  nach den Ursachen suchen kann.

Ursachen der Nesselsucht (Urtikaria)

Nesselsucht (Urtikaria) kann aus Sicht des Dermatologen verschiedene Ursachen haben. Infektionen mit Pilzen, Bakterien, Viren oder anderen Parasiten können die Erkrankung auslösen. Dazu gehören Viren, die für Herpes, Gelbsucht (Hepatitis), Masern oder Windpocken verantwortlich sind oder Helicobacter pylori Bakterien, die eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut hervorrufen. Auch Insektenstiche, Erkrankungen der Schilddrüse, warmes und kaltes Wasser, hormonelle Zyklusschwankungen bei Frauen, Allergien gegen Tierhaare oder Lebensmittel machen Hautärzte als Grund für die Nesselsucht (Urtikaria) aus. Eine Histamin-Intoleranz oder psychische Belastungen können auch dazu führen. Der Nachweis, was die Nesselsucht (Urtikaria) ausgelöst hat, ist für den Hautarzt nicht immer einfach zu führen. Kann der Auslöser nicht sicher bestimmt werden, sprechen Dermatologen von einer idiopathischen Nesselsucht (Urtikaria).

Was Sie bei Nesselsucht (Urtikaria) selbst tun können?

Dermatologen empfehlen kühlende Umschläge

Dermatologen empfehlen kühlende und feuchte Umschläge, um die Beschwerden der Nesselsucht (Urtikaria) zu lindern. Außerdem sollten Sie Stress im Alltag vermeiden. Denn die Nesselsucht (Urtikaria) und ihre Symptome können sich verschlimmern, wenn Sie gestresst sind. Da die Suche nach den Ursachen für den Hautarzt nicht immer leicht ist, empfiehlt es sich, ein so genanntes Urtikaria-Tagebuch zu führen. Sind die Auslöser der Nesselsucht (Urtikaria) dagegen bekannt, sollten Sie diese vermeiden. Ihr Facharzt für Dermatologie wird Sie bei Lebensmittelunverträglichkeiten beraten, ob Sie eine spezielle Diät einhalten sollten.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Dermatologen
  • Allergologen
  • Internisten

Was Sie bei Ihrem Arzt für Dermatologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Dermatologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Dermatologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Hautarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Dermatologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Dermatologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Körperliche Untersuchung
  • Laboruntersuchungen
  • Provokationstests
  • Autologer Serumtest
  • Allergietest

Die Diagnose der Nesselsucht (Urtikaria) ist für den Dermatologen unkompliziert. Allerdings gestaltet sich die Suche nach den Auslösern wesentlich schwieriger. Dauert die Nesselsucht (Urtikaria) länger an, wird der Hautarzt eine Blut-, Urin- und Stuhlprobe nehmen, um andere Erkrankungen auszuschließen. Hat der Facharzt für Dermatologie die Vermutung, dass die Nesselsucht (Urtikaria) durch physikalische Faktoren wie Wärme oder Kälte ausgelöst wird, macht er einen so genannten Provokationstest. Dabei wird die Reaktion der Haut auf einen Kälte- oder Wärmereiz getestet.

Behandlungen (Therapie)

Die Behandlung (Therapie) der Nesselsucht (Urtikaria) durch den Facharzt für Dermatologie hängt davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Form handelt. Da die Ursache nicht immer bekannt ist, geht es vorwiegend darum, den Leidensdruck der Patienten zu mildern. Im Wesentlichen stützt der Dermatologe die Behandlung (Therapie) auf:

  • Vermeidung der Auslöser (z.B. Absetzen von Medikamenten, Verzicht auf bestimmte Lebensmittel)
  • Antihistaminika
  • Entzündungshemmende Medikamente
  • Lotionen und Cremes

Ein akuter Schub von plötzlicher Nesselsucht (Urtikaria) ist oft sehr unangenehm für die Betroffenen. Um den Juckreiz zu lindern, kann der Facharzt für Dermatologie so genannte Antihistaminika oder Kortisonpräparate verschreiben. Die Behandlung (Therapie) einer chronischen Nesselsucht (Urtikaria) durch den Hautarzt ist oft sehr langwierig und erfordert viel Geduld von den Patienten.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Einer Nesselsucht (Urtikaria) lässt sich nur gezielt vorbeugen, wenn der Facharzt für Dermatologie den Auslöser gefunden hat. Der auslösende Reiz kann dann von den Betroffenen vermieden werden, indem beispielsweise auf ein bestimmtes Medikament oder Nahrungsmittel verzichtet wird.

Prognose

Chronische Nesselsucht sollte vom Hautarzt behandelt werden

In der Regel ist eine akute Nesselsucht (Urtikaria) nach wenigen Tagen wieder verschwunden. Spätestens aber nach sechs Wochen.

Die chronische Nesselsucht (Urtikaria) sollte von einem Dermatologen behandelt werden, weil sie die Lebensqualität einschränken kann. Hat der Facharzt für Dermatologie die Ursache gefunden, ist eine Heilung möglich, wenn die Auslöser beseitigt oder vermieden werden können.

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